Nach einem Schlaganfall, bei Parkinson oder Demenz verändert sich das Zusammenspiel zwischen Körper und Geist tiefgreifend. Bewegungen, die einst automatisch abliefen, müssen neu gelernt werden. Auch Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Orientierung sind oft beeinträchtigt.
In der neurologischen Rehabilitation spielt Ergotherapie eine zentrale Rolle, weil sie Bewegung und Denken miteinander verbindet. Sie nutzt die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren, um verloren gegangene Funktionen wieder aufzubauen.
Wie Bewegung das Gehirn aktiviert
Das menschliche Gehirn ist erstaunlich anpassungsfähig. Nach einer Schädigung kann es durch gezielte Reize neue Verbindungen zwischen Nervenzellen bilden. Dieses Prinzip der sogenannten Neuroplastizität bildet die Grundlage jeder neurologischen Rehabilitation.
Ergotherapie setzt genau hier an. Durch aktive, zielgerichtete Bewegung wird das Nervensystem stimuliert.
Wenn ein Patient beispielsweise eine Tasse greift, ist das mehr als ein Muskeltraining: Das Gehirn muss planen, koordinieren, kontrollieren und korrigieren. Jede Bewegung aktiviert neuronale Netzwerke, die auch für Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Denken wichtig sind.
So wird Bewegung zum Schlüssel für geistige Aktivierung.
Das Wiederholen sinnvoller Handlungen stärkt nicht nur die Muskeln, sondern trainiert gleichzeitig kognitive Prozesse wie Konzentration, Gedächtnis und Problemlösungsfähigkeit.
Ergotherapie bei Schlaganfall, Parkinson und Demenz
Die Ziele und Methoden der Ergotherapie unterscheiden sich je nach neurologischer Erkrankung. Gemeinsam ist allen, dass sie die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Patienten verbessern soll.
Nach einem Schlaganfall:
Viele Betroffene müssen Bewegungen auf der gelähmten Körperseite neu lernen. Ergotherapeuten fördern die Wiederanbahnung motorischer Funktionen und unterstützen den Ausgleich von Wahrnehmungsstörungen.
Dabei werden betroffene Körperregionen gezielt aktiviert, um das Gehirn zu neuen Verknüpfungen anzuregen. Übungen aus dem Alltag – etwa das Halten eines Bestecks oder das Anziehen – werden als Trainingseinheit genutzt, um motorische und kognitive Fähigkeiten gleichzeitig zu fördern.
Bei Parkinson:
Ergotherapie hilft, Bewegungsabläufe zu strukturieren und die Selbstständigkeit zu erhalten. Rhythmus, Takt und bewusste Bewegungsführung unterstützen die Koordination und verhindern das Einfrieren typischer Bewegungsmuster.
Auch die Schulung von Handgeschick und Reaktionsfähigkeit spielt eine zentrale Rolle, um alltägliche Tätigkeiten so lange wie möglich selbstständig auszuführen.
Bei Demenz:
Hier liegt der Fokus auf Aktivierung und Erhalt vorhandener Fähigkeiten. Durch einfache Handlungen, vertraute Abläufe und sensorische Reize werden Erinnerungen angeregt und das emotionale Wohlbefinden gestärkt.
Ergotherapie gibt Orientierung, fördert Kommunikation und schafft Momente, in denen sich Patienten wieder als handlungsfähig erleben.
Therapeutische Prinzipien und Methoden
Ergotherapie in der neurologischen Rehabilitation basiert auf wissenschaftlich fundierten Konzepten, die Körper, Wahrnehmung und Kognition miteinander verknüpfen.
Zu den häufig eingesetzten Verfahren zählen:
- Bobath-Konzept: Förderung von Bewegungskontrolle und Muskeltonus durch gezielte Reize und Haltungstechniken.
- Affolter-Modell: Schulung von Wahrnehmung und Bewegung durch geführte Handlungen, um Orientierung und Selbststeuerung zu verbessern.
- Perfetti-Konzept: Kombination aus kognitiven und motorischen Übungen, um das Zusammenspiel von Denken und Bewegung zu trainieren.
Gemeinsam ist allen Ansätzen, dass sie den Menschen aktiv einbeziehen. Ergotherapie ist kein passives Verfahren, sondern fordert und fördert das eigene Handeln – immer mit Blick auf die praktische Umsetzung im Alltag.
Wie Fortschritt messbar wird
Erfolge in der neurologischen Rehabilitation zeigen sich oft in kleinen, aber bedeutsamen Schritten.
Ein stabilerer Griff, eine flüssigere Bewegung, ein Moment bewusster Aufmerksamkeit – all das sind Zeichen, dass sich neuronale Verbindungen neu bilden.
Ergotherapeuten dokumentieren diese Fortschritte sorgfältig, passen Übungen an und fördern gezielt Bereiche, die noch schwach sind.
So entsteht ein individueller Weg, der körperliche Rehabilitation, geistige Aktivierung und emotionale Stabilisierung miteinander verbindet.
Das Ziel: Handlungsfähigkeit und Selbstbestimmung
Neurologische Erkrankungen verändern das Leben grundlegend, aber sie bedeuten nicht Stillstand.
Ergotherapie zeigt, dass Lernen und Entwicklung auch im Erwachsenenalter möglich sind. Durch gezielte Bewegung, bewusste Aktivierung und sinnvolles Training können verloren gegangene Fähigkeiten Schritt für Schritt zurückkehren.
Damit wird Ergotherapie zu einer Brücke zwischen medizinischer Behandlung und Alltag – und zu einem wichtigen Bestandteil ganzheitlicher neurologischer Rehabilitation.
Wer sich über moderne Ansätze der Ergotherapie informieren möchte, findet auf der Seite des Therapiezentrums Rombach weitere Informationen zu Behandlungsstrategien, Therapiekonzepten und neurophysiologischen Grundlagen.

